Flatrate bei Wasserpreisen – Was dagegen spricht, erklären Experten

Viel wird aktu­ell über Anrei­ze zum Was­ser­spa­ren dis­ku­tiert. „Das Spa­ren muss sich loh­nen“, lau­tet der Tenor und „Wer viel ver­braucht, soll viel bezah­len“ der Umkehr­schluss. Der Hebel, der das bewir­ken kann, ist der ver­brauchs­ab­hän­gi­ge Kubik­me­ter­preis (oder Gebühr) bei den Ent­gelt­sys­te­men. Da passt es so gar nicht, dass es in Deutsch­land 67 Was­ser­ver­sor­ger gibt, die eine […]

Was Preismodelle mit Wasserknappheit zu tun haben

Der Klimawandel erhöht den Druck auf die Wasserverfügbarkeit

Die hei­ßen und durch lan­ge Tro­cken­pe­ri­oden gekenn­zeich­ne­ten Som­mer der ver­gan­ge­nen Jah­re haben die The­men Was­ser­ver­füg­bar­keit und mög­li­che Knapp­heits­si­tua­tio­nen im eigent­lich was­ser­rei­chen Deutsch­land in die Schlag­zei­len gebracht. Vie­le Arti­kel und Doku­men­ta­tio­nen wid­me­ten sich den Her­aus­for­de­run­gen, vor denen Was­ser­ver­sor­ger durch den Kli­ma­wan­del ste­hen. Die ARD lan­de­te mit dem The­men­schwer­punkt #uns­er­Was­ser in 2022 einen Voll­tref­fer – zahl­rei­che Berich­te, Doku­men­ta­tio­nen und Bei­trä­ge in den Haupt­sen­dun­gen stie­ßen auf gro­ße Reso­nanz in der Bevöl­ke­rung.

Kli­ma­wan­del­pro­gno­sen las­sen erwar­ten, dass hei­ße und tro­cke­ne Som­mer­mo­na­te zukünf­tig regel­mä­ßig auf­tre­ten und das Was­serd­ar­ge­bot unter Druck gerät. Dass der Juli 2023 im Ver­gleich zu den Juli-Mona­ten der Vor­jah­re außer­ge­wöhn­lich regen­reich war, soll­te nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass die Ten­denz zu hei­ße­ren Som­mern ein­deu­tig ist. Immer­hin lag nach Aus­wer­tun­gen des Deut­schen Wet­ter­diens­tes das Tem­pe­ra­tur­mit­tel im Juli 2023 trotz der vie­len Nie­der­schlä­ge mit 18,7 Grad Cel­si­us um 1,8 Grad über dem Juli-Wert der Jah­re 1961 bis 1990, die inter­na­tio­nal als Refe­renz­pe­ri­ode her­an­ge­zo­gen wer­den. [1] Ein wei­te­rer Weck­ruf für mehr Kli­ma­schutz und die Aus­ein­an­der­set­zung mit Was­ser­ver­füg­bar­kei­ten in der Bun­des­re­pu­blik.

Verbote sind die Ultima Ratio – und gehören leider schon zur Wirklichkeit in Deutschland

Die Bevöl­ke­rung muss sich also dar­auf ein­stel­len, dass das The­ma der Was­ser­ver­füg­bar­keit nicht mehr von der Bild­flä­che ver­schwin­det. Und es ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass es zukünf­tig erneut zu loka­len Was­ser­not­stän­den kom­men kann, die mit Ver­bo­ten ein­her­ge­hen. So ver­häng­te zum Bei­spiel die rhein­land-pfäl­zi­sche Ver­bands­ge­mein­de Sim­mern-Rhein­böl­len im Juli 2022 Ver­bo­te zur Befül­lung von Pools, Bewäs­se­rung von Rasen oder Blu­men­bee­ten und Säu­be­rung von Autos oder Ter­ras­sen, um nach eige­nen Anga­ben die Trink­was­ser­ver­sor­gung auf­recht­zu­er­hal­ten. [2] Glück­li­cher­wei­se sind sol­che dras­ti­schen Maß­nah­men sel­ten und falls sie doch umge­setzt wer­den, in der Regel nur von rela­tiv kur­zer Dau­er. Sie unter­strei­chen aller­dings die Not­wen­dig­keit für vie­le Was­ser­ver­sor­ger, sich dem The­ma zu wid­men und Lösun­gen anzu­sto­ßen.

Wer trägt die Verantwortung für die Wasserressourcen?

In die­sem Zusam­men­hang ist es wich­tig zu beto­nen, dass Was­ser­ver­sor­ger kei­ne ori­gi­nä­re Ver­ant­wor­tung für die Bewirt­schaf­tung der von ihnen „ange­zapf­ten“ Was­ser­res­sour­cen haben – die­se liegt in der Ver­ant­wor­tung der Behör­den. Grund­la­ge hier­für ist die Euro­päi­sche Was­ser­rah­men­richt­li­nie aus dem Jahr 2000, die in Arti­kel 4 sowohl einen guten che­mi­schen Zustand als auch einen guten quan­ti­ta­ti­ven Zustand für Grund­was­ser for­dert. Was­ser­ver­sor­ger soll­ten gleich­wohl ihre Ver­ant­wor­tung wahr­neh­men, die im Hin­blick auf die Zutei­lung des von ihnen geför­der­ten und auf­be­rei­te­ten Was­sers im Lich­te des § 50 Was­ser­haus­halts­ge­set­zes (För­de­rung eines sorg­sa­men Umgangs mit Was­ser) besteht. An die­ser Stel­le gewin­nen anreiz­ori­en­tier­te Preis­mo­del­le fun­da­men­tal an Bedeu­tung, denn Prei­se üben eine Signal­funk­ti­on gegen­über den Kun­den aus und kön­nen somit unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen eine Len­kungs­funk­ti­on über­neh­men. Sie bie­ten für alle am Was­ser­kreis­lauf betei­lig­te Akteu­re – von den Ver­sor­gern über die Nach­fra­ger bis hin zu Auf­sichts­be­hör­den – ein gro­ßes Poten­zi­al.

Preismodellkomponenten sensibilisieren und geben Anreize

Falls sich bei einem Was­ser­ver­sor­ger signi­fi­kan­te Dar­ge­bots­pro­ble­me ein­stel­len, kön­nen die­se ohne Zwei­fel zumeist nicht voll­um­fäng­lich über die Aus­ge­stal­tung des Preis­mo­dells gelöst wer­den. Preis­mo­del­le kön­nen aber einen Bei­trag dazu leis­ten, das vor­han­de­ne Was­ser effi­zi­en­ter zuzu­tei­len und im Ergeb­nis mehr Kun­den zu belie­fern. Ent­spre­chen­de Kom­po­nen­ten eines Preis­mo­dells kön­nen gro­ße Nach­fra­ger (Indus­trie­kun­den, Land­wirt­schaft etc.) und Wei­ter­ver­tei­ler (ande­re Was­ser­ver­sor­ger mit End­kun­den­kon­takt, die ihrer­seits als Vor­lie­fe­ran­ten auf­tre­ten) einer­seits für die Dar­ge­bots­pro­ble­ma­tik sen­si­bi­li­sie­ren und ihnen ande­rer­seits Anrei­ze geben, die eige­ne Nach­fra­ge genau­er zu pro­gnos­ti­zie­ren und sich bei der Anga­be von Bedar­fen ver­bind­lich fest­zu­le­gen.

Hydrant mit aufgemalten Uhren

„Die Zeit ist reif, das Poten­ti­al von Preis­mo­del­len stär­ker zu nut­zen.“ (Quel­le: Bei­trags­fo­to von Hans auf Pix­a­bay)

Wie sieht die der­zei­ti­ge Pra­xis zumeist aus? Zwar tref­fen gro­ße Nach­fra­ger oder Wei­ter­ver­tei­ler i. d. R. Ver­ein­ba­run­gen mit dem Was­ser­ver­sor­ger über Min­dest- und Höchst­men­gen, viel­fach bezah­len sie jedoch nur einen (sehr) gerin­gen Grund­preis und statt­des­sen einen hohen Men­gen­preis, der nur bei tat­säch­li­cher Abnah­me anfällt. Dies führt dazu, dass sich die­se Kun­den häu­fig weder an die Min­dest- noch an die Höchst­men­gen gebun­den füh­len. Alter­na­tiv lie­ße sich eine zusätz­li­che Preis­mo­dell­kom­po­nen­te ein­füh­ren, die sich an einer sog. Vor­hal­te­men­ge bemisst. Die­se wäre wie­der­um von den Kun­den ver­bind­lich zu buchen und zu bezah­len – unab­hän­gig von der tat­säch­lich abge­nom­me­nen Men­ge. Dabei han­delt es sich kei­nes­wegs um eine „flat­rate“, denn für die abge­nom­me­ne Men­ge fällt wei­ter­hin ein Men­gen­preis an. Die Aus­ein­an­der­set­zung der Kun­den mit ihrem indi­vi­du­ell erfor­der­li­chen Bedarf und die Buchung der ent­spre­chen­den Vor­hal­te­men­ge erhöht die Pla­nungs­si­cher­heit für den Was­ser­ver­sor­ger.

Zugleich wird das knap­pe Was­serd­ar­ge­bot effi­zi­en­ter zuge­teilt, weil Kun­den nur die tat­säch­lich erwar­te­te Vor­hal­te­men­ge reser­vie­ren und frei gewor­de­ne Men­gen (im Ver­gleich zur vor­mals eher unver­bind­li­chen Anga­be der Höchst­men­ge) von ande­ren Nach­fra­gern gebucht wer­den kön­nen. Ein preis­li­cher Anreiz löst damit zwar nicht grund­sätz­lich das Was­serd­ar­ge­bots­pro­blem, kann durch Schaf­fung von Trans­pa­renz sowie ver­bind­li­cher Buchung einer Vor­hal­te­men­ge gleich­wohl die Pla­nungs­si­cher­heit erhö­hen und damit die Zutei­lung des knap­pen Gutes Was­ser ver­bes­sern. Hin­zu kommt, dass eine beglei­ten­de dia­log­ba­sier­te Kom­mu­ni­ka­ti­on für mehr Trans­pa­renz auf bei­den Sei­ten sorgt und damit Unwäg­bar­kei­ten mil­dern kann. Preis­mo­dell­kom­po­nen­ten zur Beprei­sung von Vor­hal­te­men­gen wur­den bereits für ver­schie­de­ne Kun­den ent­wi­ckelt und haben sich zwi­schen­zeit­lich in der Pra­xis bewährt. [3]

Preismodelle können mehr als nur Erlöse zu generieren

Das Bei­spiel zeigt, dass Preis­mo­del­le weit mehr kön­nen, als ledig­lich Erlö­se zu gene­rie­ren. Gleich­wohl deter­mi­niert bei jeg­li­chen Über­le­gun­gen zur Ein­füh­rung neu­er Preis­mo­dell­kom­po­nen­ten die indi­vi­du­el­le Aus­gangs­si­tua­ti­on eines Was­ser­ver­sor­gers, wie unter­schied­li­che Ansät­ze zur best­mög­li­chen Errei­chung der ver­schie­de­nen Zie­le mit­ein­an­der kom­bi­niert wer­den kön­nen – ganz in der Ana­lo­gie eines „Köchers mit unter­schied­li­chen Pfei­len“. Dabei sind nicht alle Pfei­le bereits „fer­tig geschnitzt“. In Abhän­gig­keit der sehr kon­kre­ten Her­aus­for­de­run­gen eines Was­ser­ver­sor­gers soll­te der Mut bestehen, auch in kom­plett neue Rich­tun­gen zu den­ken. Die Zeit ist reif, auf neue Her­aus­for­de­run­gen mit einem Maß­nah­men­ka­non zu reagie­ren – Preis­mo­del­le gehö­ren expli­zit dazu.

Quellen

[1] Tages­schau: „Juli 2023 war zu warm und ziem­lich nass“ (https://www.tagesschau.de/wissen/klima/wetterdienst-juli-100.html)

[2] SWR Aktu­ell: „Rasen wäs­sern ver­bo­ten: Im Huns­rück muss Trink­was­ser gespart wer­den“ (https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/vg-simmern-rheinboellen-wassersparen-100.html)

[3] Don­ner, Chris­toph / Oel­mann, Mark / Czichy, Chris­toph und Sieg­fried Gen­d­ries (2020): „Nut­zung der Len­kungs­funk­ti­on neu­er Preis­mo­del­le in der Fern­was­ser­ver­sor­gung“, Ener­gie Was­ser Pra­xis, Jg. 71, Nr. 8, S. 42–49.

Bei­trags­fo­to (Hydrant) von Hans auf Pix­a­bay

BGH-Urteil schafft Rechtssicherheit für neue Wasserpreissysteme

Der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) muss sich nicht häu­fig mit Was­ser­prei­sen befas­sen. Das letz­te Urteil hat­te wich­ti­ge Neben­wir­kun­gen für zukunfts­si­che­re Preis­sys­te­me, die heu­te so drin­gend benö­tigt wer­den. Denn die­se hat­ten vom BGH wei­te­re Rücken­de­ckung erhal­ten. Die Urtei­le hat­ten auf die Nach­fra­ge nach Umstel­lun­gen deut­lich posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen.

Wei­ter­le­sen

In England und Deutschland sollen intelligente Zählersysteme beim Wassersparen helfen

Der Was­ser­zäh­ler soll „Was­ser zäh­len“ und kann Infor­ma­tio­nen lie­fern, damit er weni­ger Was­ser zäh­len muss. Er kann näm­lich zum Was­ser­spa­ren bei­tra­gen. Des­halb soll Eng­lands Was­ser­wirt­schaft mit staat­li­cher Unter­stüt­zung intel­li­gen­te Was­ser­zäh­ler ein­bau­en, um das Was­ser­spa­ren zu för­dern und sich so gegen die fort­schrei­ten­de Dür­re abzu­si­chern. Auch hier­zu­lan­de set­zen die Ver­sor­ger auf intel­li­gen­te Zäh­ler. Der Umbau hakt noch. Die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie hat sogar ein For­schungs­pro­jekt zu intel­li­gen­ten Zäh­lern und Smar­ten Tari­fen ange­kün­digt, um so mehr Effi­zi­enz bei der Nut­zung der Res­sour­cen und den Ver­sor­gungs­an­la­gen zu errei­chen. Ein klei­ner Län­der­ver­gleich, der zeigt, was Was­ser­zäh­ler kön­nen, wenn sie „intel­li­gent“ sind und die rich­ti­gen Infor­ma­tio­nen bekom­men.

Wasserzähler waren in England lange Zeit nicht gefragt

Eng­land galt lan­ge als regen­rei­ches Land. Tat­säch­lich hat die Tro­cken­heit auch die Insel im Griff. Das Was­ser­spa­ren ist daher noch weit­aus dring­li­cher als hier­zu­lan­de. Wer den Süd­wes­ten bereist, sieht wie tro­cken die Gär­ten und Fel­der mitt­ler­wei­le sind. Lan­ge Zeit glaub­te man, auf Was­ser­ef­fi­zi­enz und Was­ser­spa­ren ver­zich­ten zu kön­nen. So ist es noch gar nicht lan­ge her, dass die Zäh­ler und der Was­ser­ver­brauch für die Abrech­nung kei­ne Rol­le spiel­ten. Statt für die Was­ser­rech­nung mit Zäh­lern die Was­ser­men­ge zu erfas­sen, wur­de der so genann­te „rateable value“, der Ein­heits­wert des Gebäu­des, zugrund­ge­legt. Aber die Zei­ten änder­ten sich. Nicht nur um die Was­ser­rech­nung ver­ur­sa­chungs­ge­rech­ter zu gestal­ten, aber auch um mit Ver­brauchs­in­for­ma­tio­nen Anrei­ze zum Was­ser­spa­ren zu geben, wur­den in Eng­land erst vor etwas mehr als 20 Jah­ren Was­ser­zäh­ler ein­ge­führt – zunächst auf frei­wil­li­ger Basis. Da es nicht immer zum Vor­teil der Kun­den war, hat­te vor zehn Jah­ren nicht ein­mal jeder zwei­te Haus­an­schluss in Eng­land einen Zäh­ler. In Deutsch­land und vie­len ande­ren euro­päi­schen Län­dern undenk­bar. Hier hat jedes der rund 40 Mil­lio­nen Wohn- und Nicht-Wohn­ge­bäu­de min­des­tens einen Was­ser­zäh­ler. Anders als Eng­land ist der Ver­brauch schon seit jeher mit­aus­schlag­ge­bend für die Höhe der Was­ser­rech­nung des Ver­sor­gers. Da sich der Ver­brauch in der Was­ser­rech­nung nie­der­schlägt, macht es aus aus Ver­brau­cher­sicht genau­er hin­zu­schau­en. Das gelingt aber kaum mit den weit ver­brei­te­ten her­kömm­li­chen Was­ser­zäh­lern, bei denen man den Ver­brauch durch täg­li­che Zäh­ler­stands­ver­glei­che errech­nen muss.

England forciert den intelligenten Wasserzähler mit öffentlichen Fördermitteln

Seit fünf Jah­ren for­ciert nun auch die eng­li­sche Was­ser­wirt­schaft auf Druck der Regie­rung den Ein­bau von Was­ser­zäh­lern. Der­zeit wer­den etwa bei 60 Pro­zent der Kun­den in Eng­land die Was­ser­ver­bräu­che mit Zäh­lern gemes­sen. Aber es sind nicht mehr nur die ein­fa­chen, son­dern immer öfter moder­ne digi­ta­le intel­li­gen­te Was­ser­zäh­ler­sys­te­me, so genann­te Smart Meter, die zum Ein­satz kom­men. Die­se zei­gen den Ver­brau­chern „ihren“ Was­ser­ver­brauch an – und geben so auch Anrei­ze zum Was­ser­spa­ren -, sie war­nen bei Lecka­gen – redu­zie­ren also die Was­ser­ver­lus­te -, zei­gen Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren und bie­ten auch sonst noch vie­le Vor­tei­le auch für die Ver­sor­ger, da sie in der Regel genau­er mes­sen. In Eng­land haben laut Daten der Umwelt­be­hör­de etwa 14 Pro­zent der Kun­den bereits intel­li­gen­te Zäh­ler, was etwa 2,4 Mil­lio­nen intel­li­gen­ten Was­ser­zäh­lern ent­spricht. Die meis­ten Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men wol­len die Ein­füh­rung von intel­li­gen­ten Zäh­lern jetzt inten­si­vie­ren. Bis 2030 soll die Aus­stat­tung bei 40 Pro­zent der Haus­hal­te lie­gen und bis 2050 dann 65 Pro­zent errei­chen. Die meis­ten gewerb­li­chen Anschlüs­se sind zwar bereits mit Was­ser­zäh­lern aus­ge­stat­tet, davon aber nur schät­zungs­wei­se 5 Pro­zent bereits mit „intel­li­gen­ten“. Um die Auf­rüs­tung mit digi­ta­len Zäh­lern zu beschleu­ni­gen, hat die eng­li­sche Was­ser-Regu­lie­rungs­be­hör­de OFWAT jetzt ein mit 2,2 Mil­li­ar­den Pfund (2,5 Mil­li­ar­den Euro) aus­ge­stat­te­tes Gesamt­pro­gramm unter ande­rem zur Ein­füh­rung von Smart Metern gestar­tet. Damit soll die Instal­la­ti­on von ins­ge­samt 462.000 zusätz­li­chen intel­li­gen­ten Zäh­lern vor Ende 2025 beschleu­nigt wer­den. Eng­land will so die Wider­stands­fä­hig­keit gegen die zuneh­men­de Dür­re erhö­hen. Smart Meter sol­len dazu bei­tra­gen, die Nach­fra­ge zu redu­zie­ren und eine schnel­le­re Iden­ti­fi­zie­rung von Lecks zu ermög­li­chen, so die staat­li­che Umwelt­be­hör­de. Kli­ma­wan­del, Bevöl­ke­rungs­wachs­tum und stei­gen­de Was­ser­ent­nah­men üben zuneh­men­den Druck auf die Wider­stands­fä­hig­keit gegen die Dür­re aus. Die Was­ser­wirt­schaft muss mit Inno­va­tio­nen mehr Abwehr­kraft schaf­fen. Damit kann sie auch die Preis­stei­ge­run­gen bei Was­ser dämp­fen, denn ja mehr sie für die Absi­che­rung und die Schaf­fung neu­er Was­ser­res­sour­cen inves­tie­ren muss, des­to höher stei­gen die Was­ser­prei­se. Da in Eng­land die­se von der Was­ser­re­gu­lie­rungs­be­hör­de geneh­migt wer­den müs­sen und die­se Anfor­de­run­gen stel­len kann, steht jetzt ein mas­si­ver Aus­bau von Zäh­ler­sys­te­men auf dem Pro­gramm.

Anreize schaffen mit Smart Meter und Smarten Tarifen

Schau­en wir mal auf Deutsch­land. Auch hier macht uns die Tro­cken­heit zu schaf­fen. Dage­gen gibt es ana­lo­ge Was­ser­zäh­ler schon seit dem 19. Jahr­hun­dert. Die neue Gene­ra­ti­on der Smart Meter oder digi­ta­len Funk­was­ser­zäh­ler, wie sie auch hei­ßen, haben dage­gen erheb­li­che Anlauf­schwie­rig­kei­ten. In Deutsch­land dürf­ten etwa 1,5 bis 2,0 Mil­lio­nen digi­ta­le Was­ser­zäh­ler im Ein­satz sein, wenn man Zah­len einer BDEW-Bran­chen­be­fra­gung hoch­rech­nen kann. Aktu­ell haben die Ver­sor­ger auf der Insel sogar mehr Smart Meter als die deut­sche Was­ser­wirt­schaft im Ein­satz. Dabei darf nicht über­se­hen, dass hier­zu­lan­de bestehen­de Zäh­ler­sys­te­me noch funk­tio­nie­ren, wäh­rend die Kol­le­gen in Eng­land gera­de star­ten.

Es sind weni­ger Wirt­schaft­lich­keits­be­den­ken oder Akzep­tanz­pro­ble­me, son­dern eher Unsi­cher­hei­ten beim Daten­schutz sowie der Leis­tungs­um­fang und Kun­den­nut­zen, die die Umstel­lung hier­zu­lan­de brem­sen. Rich­tig auf­ge­stellt, könn­ten die intel­li­gen­ten Was­ser­zäh­ler auch zur Bekämp­fung der Was­ser­ver­lus­te durch Lecka­ge­er­ken­nung bei­tra­gen. Bei der Was­ser­nut­zung steht neben der Sen­kung der Was­ser­ver­bräu­che auch Dämp­fung der aus Sicht der Ver­sor­ger so „schmerz­haf­ten“ Ver­brauchs­spit­zen als Zusatz­auf­ga­be der intel­li­gen­ten Was­ser­zäh­ler im Fokus. Die­se könn­ten den Ver­brau­chern – in ers­ter Linie wer­den es indus­tri­el­le sein – ein „Preis­zei­chen“ geben, wenn die erhöh­te gleich­zei­ti­ge Nach­fra­ge, das Was­ser teu­rer machen wird. Zwar ist das nur eine Über­le­gung, aber gebraucht wird ein sol­ches Sys­tem, wie die For­de­run­gen der Poli­tik zei­gen. Basie­rend auf den Daten der Zäh­ler könn­ten also Anreiz­sys­te­me aus einer Kom­bi­na­ti­on von Tech­nik, Infor­ma­tio­nen und dyna­mi­sche Was­ser­prei­se zu mehr Res­sour­cen- und Anla­gen­aus­las­tungs­ef­fi­zi­enz in Deutsch­land bei­tra­gen. Das hät­te nicht nur Vor­tei­le für die Umwelt, son­dern wür­de auch für mehr Ver­ur­sa­chungs­ge­rech­tig­keit bei den Prei­sen sor­gen, und einen weni­ger, die­se erhö­hen zu müs­sen. Das hat auch die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie auf dem Pro­gramm. So heißt es dort: „Anrei­ze und Vor­ga­ben zur spar­sa­men und effi­zi­en­ten Was­ser­nut­zung sowie ent­spre­chen­de Anfor­de­run­gen an Instal­la­tio­nen und Anla­gen sind wei­te­re Instru­men­te, um einer Über­nut­zung der ver­füg­ba­ren Was­ser­res­sour­cen vor­zu­beu­gen.“ Im Akti­ons­pro­gramm der Was­ser­stra­te­gie steht dann: „In einem For­schungs­vor­ha­ben sol­len Steue­rungs­mög­lich­kei­ten von „smar­ten“ Was­ser­ta­ri­fen für Brauch- und Trink­was­ser unter­sucht wer­den.“ Das klingt ein­fach und plau­si­bel. Die „smar­ten“ Was­ser­ta­ri­fe, man ahnt es schon, set­zen smar­te Zäh­ler vor­aus. Zwar ist die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie in aller Mun­de, auch wer­den die dar­in genann­ten Instru­men­te drin­gend benö­tigt, wie die Auf­ru­fe der Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin und ihrer Lan­des­kol­le­gen zei­gen, aber lei­der ist von dem ange­kün­dig­ten For­schungs­pro­jekt noch nichts zu hören und zu sehen.

Viel­leicht trägt die­ser Ver­gleich mit Eng­land dazu bei, dass in Deutsch­land zumin­dest das klei­ne For­schungs­pro­jekt zur Unter­su­chung von Anreiz­sys­te­men aus einer Kom­bi­na­ti­on von Tech­nik, Infor­ma­tio­nen und dyna­mi­schen Was­ser­prei­sen mit dem Ziel der Stei­ge­rung der Res­sour­cen- und Anla­gen­aus­las­tungs­ef­fi­zi­enz mit För­der­mit­teln rech­nen darf. Wäh­rend Eng­lands Regie­rung bzw. der Regu­lie­rer sogar die Ein­füh­rung von intel­li­gen­ten Zäh­ler­sys­te­men finan­zi­ell unter­stützt, war­ten die Exper­ten hier­zu­lan­de gedul­dig auf ein Start­zei­chen, um die gesam­te Kraft der Smart Meter für mehr Effi­zi­enz bei Was­ser­res­sour­cen und Anla­gen­nut­zung aus­lo­ten zu kön­nen. Erst wenn die­se Ergeb­nis­se vor­lie­gen, wird man wis­sen, ob und wie die Smart Meter ihre Intel­li­genz mit inno­va­ti­ven Was­ser­prei­sen aus­spie­len kön­nen. Also soll­ten wir end­lich damit begin­nen. Denn vor­ge­stellt wor­den ist die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie vor fast drei Jah­ren. In Eng­land mag die bes­se­re Her­ren-Fuss­ball-Natio­nal­mann­schaft spie­len, die bes­se­re Was­ser­wirt­schaft arbei­tet in Deutsch­land. Auch haben wir hier­zu­lan­de pfif­fi­ge Öko­no­men und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­exper­ten, die dabei hel­fen kön­nen.

Zum Schluss noch ein paar Zah­len:

Was­ser­ver­brauch pro Per­son und Tag:

  • Eng­land: 150 Liter (2020)
  • Deutsch­land: 127 Liter (2021)

Wie die­se Zah­len aus Eng­land zei­gen, scheint der Was­ser­zäh­ler einen nen­nens­wer­ten Ein­fluss auf das Ver­brauchs­ver­hal­ten zu haben (aller­dings zeigt die Sta­tis­tik nicht, wie die Ver­bräu­che ohne Zäh­ler­ein­satz ermit­telt wor­den waren).

Erst­mals ver­öf­fent­licht am 11.07.2023 auf lebensraumwasser.com

Warum Wasserpreise allein für das Wassersparen zu wenig Anreiz bieten, erklärt eine EU-Studie

Jeder Was­ser­ver­sor­ger stellt sich regel­mä­ßig die Fra­ge, ob er sei­ne Prei­se erhö­hen oder das Preis­sys­tem auf höhe­re Grund­preis umstel­len soll­te und wie sich das auf die Was­ser­nach­fra­ge aus­wirkt. Vie­le fürch­ten nicht nur Ärger mit den Kun­den, son­dern auch Nach­fra­ge­rück­gän­ge und ver­zich­ten daher lie­ber auf die Preis­er­hö­hun­gen. Wei­ter­le­sen

Wasserpreise steigen! Das sollten sie auch!

Trink­was­ser wird in wei­ten Tei­len Deutsch­lands immer teu­rer. Aber gleich­zei­tig ist das Was­ser aus der Lei­tung mit rund 0,2 Cent je Liter das preis­wer­tes­te Lebens­mit­tel. Eine aktu­el­le Ana­ly­se der GRÜ­NEN-Bun­des­tags­frak­ti­on hat für brei­te media­le Reso­nanz gesorgt. Doch war­um ver­än­dern sich die Prei­se? Was sind die Grün­de für die Unter­schie­de in Deutsch­land? Wei­ter­le­sen

Brauchen wir höhere Wasserentnahme­entgelte, um das Wassersparen zu fördern?

Wäh­rend sich der Bau­ern­ver­band in Meck­len­burg-Vor­pom­mern gegen die Ein­füh­rung eines Was­ser­ent­nah­me­ent­gelts für Land­wir­te wehrt, ver­stärkt sich der Gedan­ke, dass der sog. „Was­ser­pfen­nig“ viel brei­ter zur Effi­zi­enz- und Ver­hal­tens­steue­rung bei Was­ser­nut­zung ein­ge­setzt wer­den könn­te. War­um Spar­an­rei­ze über Was­ser­prei­se, Was­ser­ent­nah­me­ent­gel­te wären vor­teil­haf­ter. Wei­ter­le­sen

Warum Wasserversorger ihre Preissysteme umstellen oder Grundpreise erhöhen

Immer mehr Was­ser­ver­sor­ger heben ihre Grund­prei­se an oder stel­len ihre Preis­sys­te­me um. Das tun sie, damit Was­ser­prei­se und Inves­ti­tio­nen sta­bil gehal­ten wer­den kön­nen. Aus­lö­ser gibt es vie­le, die wich­tigs­ten sind Kli­ma­wan­del und demo­gra­phi­scher Wan­del, also weni­ger Men­schen oder aber mehr, dafür klei­ne­re Haus­hal­te. Wei­ter­le­sen

Warum sich Bayerns Wasserkunden auf höhere Gebühren einstellen müssen

In der deut­schen Was­ser­wirt­schaft muss mas­siv inves­tiert wer­den. Über­dün­gung in der Land­wirt­schaft gefähr­det die Was­ser­res­sour­cen. Damit wer­den die Was­ser­ent­gel­te stei­gen. So auch in Bay­ern. Weil vie­ler­orts Nach­wuchs­kräf­te feh­len, müs­sen sich dort auch die Struk­tu­ren in der Daseins­vor­sor­ge ändern. Der Baye­ri­sche Gemein­de­tag berei­tet die Bür­ger und Unter­neh­men auf Ver­än­de­run­gen vor. Wei­ter­le­sen

Was ein globaler Vergleich von Wasserpreisen aus fast 600 Metropolen verrät

Die meis­ten Was­ser­preis­ver­glei­che füh­ren zu fal­schen Schluss­fol­ge­run­gen. Statt um Wert des Was­sers und Leis­tun­gen, geht es eigent­lich nur um den Preis. Vie­le freu­en sich über ein­fa­che Bot­schaf­ten, auch wenn sie noch so sehr in die Irre füh­ren. Wei­ter­le­sen