In England und Deutschland sollen intelligente Zählersysteme beim Wassersparen helfen

Der Was­ser­zäh­ler soll „Was­ser zäh­len“ und kann Infor­ma­tio­nen lie­fern, damit er weni­ger Was­ser zäh­len muss. Er kann näm­lich zum Was­ser­spa­ren bei­tra­gen. Des­halb soll Eng­lands Was­ser­wirt­schaft mit staat­li­cher Unter­stüt­zung intel­li­gen­te Was­ser­zäh­ler ein­bau­en, um das Was­ser­spa­ren zu för­dern und sich so gegen die fort­schrei­ten­de Dür­re abzu­si­chern. Auch hier­zu­lan­de set­zen die Ver­sor­ger auf intel­li­gen­te Zäh­ler. Der Umbau hakt noch. Die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie hat sogar ein For­schungs­pro­jekt zu intel­li­gen­ten Zäh­lern und Smar­ten Tari­fen ange­kün­digt, um so mehr Effi­zi­enz bei der Nut­zung der Res­sour­cen und den Ver­sor­gungs­an­la­gen zu errei­chen. Ein klei­ner Län­der­ver­gleich, der zeigt, was Was­ser­zäh­ler kön­nen, wenn sie „intel­li­gent“ sind und die rich­ti­gen Infor­ma­tio­nen bekom­men.

Wasserzähler waren in England lange Zeit nicht gefragt

Eng­land galt lan­ge als regen­rei­ches Land. Tat­säch­lich hat die Tro­cken­heit auch die Insel im Griff. Das Was­ser­spa­ren ist daher noch weit­aus dring­li­cher als hier­zu­lan­de. Wer den Süd­wes­ten bereist, sieht wie tro­cken die Gär­ten und Fel­der mitt­ler­wei­le sind. Lan­ge Zeit glaub­te man, auf Was­ser­ef­fi­zi­enz und Was­ser­spa­ren ver­zich­ten zu kön­nen. So ist es noch gar nicht lan­ge her, dass die Zäh­ler und der Was­ser­ver­brauch für die Abrech­nung kei­ne Rol­le spiel­ten. Statt für die Was­ser­rech­nung mit Zäh­lern die Was­ser­men­ge zu erfas­sen, wur­de der so genann­te „rateable value“, der Ein­heits­wert des Gebäu­des, zugrund­ge­legt. Aber die Zei­ten änder­ten sich. Nicht nur um die Was­ser­rech­nung ver­ur­sa­chungs­ge­rech­ter zu gestal­ten, aber auch um mit Ver­brauchs­in­for­ma­tio­nen Anrei­ze zum Was­ser­spa­ren zu geben, wur­den in Eng­land erst vor etwas mehr als 20 Jah­ren Was­ser­zäh­ler ein­ge­führt – zunächst auf frei­wil­li­ger Basis. Da es nicht immer zum Vor­teil der Kun­den war, hat­te vor zehn Jah­ren nicht ein­mal jeder zwei­te Haus­an­schluss in Eng­land einen Zäh­ler. In Deutsch­land und vie­len ande­ren euro­päi­schen Län­dern undenk­bar. Hier hat jedes der rund 40 Mil­lio­nen Wohn- und Nicht-Wohn­ge­bäu­de min­des­tens einen Was­ser­zäh­ler. Anders als Eng­land ist der Ver­brauch schon seit jeher mit­aus­schlag­ge­bend für die Höhe der Was­ser­rech­nung des Ver­sor­gers. Da sich der Ver­brauch in der Was­ser­rech­nung nie­der­schlägt, macht es aus aus Ver­brau­cher­sicht genau­er hin­zu­schau­en. Das gelingt aber kaum mit den weit ver­brei­te­ten her­kömm­li­chen Was­ser­zäh­lern, bei denen man den Ver­brauch durch täg­li­che Zäh­ler­stands­ver­glei­che errech­nen muss.

England forciert den intelligenten Wasserzähler mit öffentlichen Fördermitteln

Seit fünf Jah­ren for­ciert nun auch die eng­li­sche Was­ser­wirt­schaft auf Druck der Regie­rung den Ein­bau von Was­ser­zäh­lern. Der­zeit wer­den etwa bei 60 Pro­zent der Kun­den in Eng­land die Was­ser­ver­bräu­che mit Zäh­lern gemes­sen. Aber es sind nicht mehr nur die ein­fa­chen, son­dern immer öfter moder­ne digi­ta­le intel­li­gen­te Was­ser­zäh­ler­sys­te­me, so genann­te Smart Meter, die zum Ein­satz kom­men. Die­se zei­gen den Ver­brau­chern „ihren“ Was­ser­ver­brauch an – und geben so auch Anrei­ze zum Was­ser­spa­ren -, sie war­nen bei Lecka­gen – redu­zie­ren also die Was­ser­ver­lus­te -, zei­gen Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren und bie­ten auch sonst noch vie­le Vor­tei­le auch für die Ver­sor­ger, da sie in der Regel genau­er mes­sen. In Eng­land haben laut Daten der Umwelt­be­hör­de etwa 14 Pro­zent der Kun­den bereits intel­li­gen­te Zäh­ler, was etwa 2,4 Mil­lio­nen intel­li­gen­ten Was­ser­zäh­lern ent­spricht. Die meis­ten Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men wol­len die Ein­füh­rung von intel­li­gen­ten Zäh­lern jetzt inten­si­vie­ren. Bis 2030 soll die Aus­stat­tung bei 40 Pro­zent der Haus­hal­te lie­gen und bis 2050 dann 65 Pro­zent errei­chen. Die meis­ten gewerb­li­chen Anschlüs­se sind zwar bereits mit Was­ser­zäh­lern aus­ge­stat­tet, davon aber nur schät­zungs­wei­se 5 Pro­zent bereits mit „intel­li­gen­ten“. Um die Auf­rüs­tung mit digi­ta­len Zäh­lern zu beschleu­ni­gen, hat die eng­li­sche Was­ser-Regu­lie­rungs­be­hör­de OFWAT jetzt ein mit 2,2 Mil­li­ar­den Pfund (2,5 Mil­li­ar­den Euro) aus­ge­stat­te­tes Gesamt­pro­gramm unter ande­rem zur Ein­füh­rung von Smart Metern gestar­tet. Damit soll die Instal­la­ti­on von ins­ge­samt 462.000 zusätz­li­chen intel­li­gen­ten Zäh­lern vor Ende 2025 beschleu­nigt wer­den. Eng­land will so die Wider­stands­fä­hig­keit gegen die zuneh­men­de Dür­re erhö­hen. Smart Meter sol­len dazu bei­tra­gen, die Nach­fra­ge zu redu­zie­ren und eine schnel­le­re Iden­ti­fi­zie­rung von Lecks zu ermög­li­chen, so die staat­li­che Umwelt­be­hör­de. Kli­ma­wan­del, Bevöl­ke­rungs­wachs­tum und stei­gen­de Was­ser­ent­nah­men üben zuneh­men­den Druck auf die Wider­stands­fä­hig­keit gegen die Dür­re aus. Die Was­ser­wirt­schaft muss mit Inno­va­tio­nen mehr Abwehr­kraft schaf­fen. Damit kann sie auch die Preis­stei­ge­run­gen bei Was­ser dämp­fen, denn ja mehr sie für die Absi­che­rung und die Schaf­fung neu­er Was­ser­res­sour­cen inves­tie­ren muss, des­to höher stei­gen die Was­ser­prei­se. Da in Eng­land die­se von der Was­ser­re­gu­lie­rungs­be­hör­de geneh­migt wer­den müs­sen und die­se Anfor­de­run­gen stel­len kann, steht jetzt ein mas­si­ver Aus­bau von Zäh­ler­sys­te­men auf dem Pro­gramm.

Anreize schaffen mit Smart Meter und Smarten Tarifen

Schau­en wir mal auf Deutsch­land. Auch hier macht uns die Tro­cken­heit zu schaf­fen. Dage­gen gibt es ana­lo­ge Was­ser­zäh­ler schon seit dem 19. Jahr­hun­dert. Die neue Gene­ra­ti­on der Smart Meter oder digi­ta­len Funk­was­ser­zäh­ler, wie sie auch hei­ßen, haben dage­gen erheb­li­che Anlauf­schwie­rig­kei­ten. In Deutsch­land dürf­ten etwa 1,5 bis 2,0 Mil­lio­nen digi­ta­le Was­ser­zäh­ler im Ein­satz sein, wenn man Zah­len einer BDEW-Bran­chen­be­fra­gung hoch­rech­nen kann. Aktu­ell haben die Ver­sor­ger auf der Insel sogar mehr Smart Meter als die deut­sche Was­ser­wirt­schaft im Ein­satz. Dabei darf nicht über­se­hen, dass hier­zu­lan­de bestehen­de Zäh­ler­sys­te­me noch funk­tio­nie­ren, wäh­rend die Kol­le­gen in Eng­land gera­de star­ten.

Es sind weni­ger Wirt­schaft­lich­keits­be­den­ken oder Akzep­tanz­pro­ble­me, son­dern eher Unsi­cher­hei­ten beim Daten­schutz sowie der Leis­tungs­um­fang und Kun­den­nut­zen, die die Umstel­lung hier­zu­lan­de brem­sen. Rich­tig auf­ge­stellt, könn­ten die intel­li­gen­ten Was­ser­zäh­ler auch zur Bekämp­fung der Was­ser­ver­lus­te durch Lecka­ge­er­ken­nung bei­tra­gen. Bei der Was­ser­nut­zung steht neben der Sen­kung der Was­ser­ver­bräu­che auch Dämp­fung der aus Sicht der Ver­sor­ger so „schmerz­haf­ten“ Ver­brauchs­spit­zen als Zusatz­auf­ga­be der intel­li­gen­ten Was­ser­zäh­ler im Fokus. Die­se könn­ten den Ver­brau­chern – in ers­ter Linie wer­den es indus­tri­el­le sein – ein „Preis­zei­chen“ geben, wenn die erhöh­te gleich­zei­ti­ge Nach­fra­ge, das Was­ser teu­rer machen wird. Zwar ist das nur eine Über­le­gung, aber gebraucht wird ein sol­ches Sys­tem, wie die For­de­run­gen der Poli­tik zei­gen. Basie­rend auf den Daten der Zäh­ler könn­ten also Anreiz­sys­te­me aus einer Kom­bi­na­ti­on von Tech­nik, Infor­ma­tio­nen und dyna­mi­sche Was­ser­prei­se zu mehr Res­sour­cen- und Anla­gen­aus­las­tungs­ef­fi­zi­enz in Deutsch­land bei­tra­gen. Das hät­te nicht nur Vor­tei­le für die Umwelt, son­dern wür­de auch für mehr Ver­ur­sa­chungs­ge­rech­tig­keit bei den Prei­sen sor­gen, und einen weni­ger, die­se erhö­hen zu müs­sen. Das hat auch die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie auf dem Pro­gramm. So heißt es dort: „Anrei­ze und Vor­ga­ben zur spar­sa­men und effi­zi­en­ten Was­ser­nut­zung sowie ent­spre­chen­de Anfor­de­run­gen an Instal­la­tio­nen und Anla­gen sind wei­te­re Instru­men­te, um einer Über­nut­zung der ver­füg­ba­ren Was­ser­res­sour­cen vor­zu­beu­gen.“ Im Akti­ons­pro­gramm der Was­ser­stra­te­gie steht dann: „In einem For­schungs­vor­ha­ben sol­len Steue­rungs­mög­lich­kei­ten von „smar­ten“ Was­ser­ta­ri­fen für Brauch- und Trink­was­ser unter­sucht wer­den.“ Das klingt ein­fach und plau­si­bel. Die „smar­ten“ Was­ser­ta­ri­fe, man ahnt es schon, set­zen smar­te Zäh­ler vor­aus. Zwar ist die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie in aller Mun­de, auch wer­den die dar­in genann­ten Instru­men­te drin­gend benö­tigt, wie die Auf­ru­fe der Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin und ihrer Lan­des­kol­le­gen zei­gen, aber lei­der ist von dem ange­kün­dig­ten For­schungs­pro­jekt noch nichts zu hören und zu sehen.

Viel­leicht trägt die­ser Ver­gleich mit Eng­land dazu bei, dass in Deutsch­land zumin­dest das klei­ne For­schungs­pro­jekt zur Unter­su­chung von Anreiz­sys­te­men aus einer Kom­bi­na­ti­on von Tech­nik, Infor­ma­tio­nen und dyna­mi­schen Was­ser­prei­sen mit dem Ziel der Stei­ge­rung der Res­sour­cen- und Anla­gen­aus­las­tungs­ef­fi­zi­enz mit För­der­mit­teln rech­nen darf. Wäh­rend Eng­lands Regie­rung bzw. der Regu­lie­rer sogar die Ein­füh­rung von intel­li­gen­ten Zäh­ler­sys­te­men finan­zi­ell unter­stützt, war­ten die Exper­ten hier­zu­lan­de gedul­dig auf ein Start­zei­chen, um die gesam­te Kraft der Smart Meter für mehr Effi­zi­enz bei Was­ser­res­sour­cen und Anla­gen­nut­zung aus­lo­ten zu kön­nen. Erst wenn die­se Ergeb­nis­se vor­lie­gen, wird man wis­sen, ob und wie die Smart Meter ihre Intel­li­genz mit inno­va­ti­ven Was­ser­prei­sen aus­spie­len kön­nen. Also soll­ten wir end­lich damit begin­nen. Denn vor­ge­stellt wor­den ist die Natio­na­le Was­ser­stra­te­gie vor fast drei Jah­ren. In Eng­land mag die bes­se­re Her­ren-Fuss­ball-Natio­nal­mann­schaft spie­len, die bes­se­re Was­ser­wirt­schaft arbei­tet in Deutsch­land. Auch haben wir hier­zu­lan­de pfif­fi­ge Öko­no­men und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­exper­ten, die dabei hel­fen kön­nen.

Zum Schluss noch ein paar Zah­len:

Was­ser­ver­brauch pro Per­son und Tag:

  • Eng­land: 150 Liter (2020)
  • Deutsch­land: 127 Liter (2021)

Wie die­se Zah­len aus Eng­land zei­gen, scheint der Was­ser­zäh­ler einen nen­nens­wer­ten Ein­fluss auf das Ver­brauchs­ver­hal­ten zu haben (aller­dings zeigt die Sta­tis­tik nicht, wie die Ver­bräu­che ohne Zäh­ler­ein­satz ermit­telt wor­den waren).

Erst­mals ver­öf­fent­licht am 11.07.2023 auf lebensraumwasser.com