WELTSPARTAG: Was von den Wasser-Spartipps der Sparkassen zu halten ist
Heute ist Weltspartag. Nein, es geht nicht um Wasser! Oder eigentlich doch. Nachdem sich nun auch noch der Sommer verabschiedet hat, können wir vom „Wassersparen“ zum „Geldsparen“ übergehen. Aber was haben die beiden Dinge miteinander zu tun? Bei meinen Google-Recherchen zu einem Vortrag war ich zufällig auf Wasser-Spartipps der Sparkassen-Finanzgruppe gestoßen. Meine Neugier war geweckt. Aus welchem Grund geben Sparkassen plötzlich Tipps zum Wasser sparen? Und was ist davon zu halten?
Bei der Kreissparkasse Gelnhausen fand ich auf meine Frage eine Antwort. Die Autoren des Blogs des hessischen Finanzinstituts wollen ihren Kunden offenbar dabei helfen, dank eines verringerten Wasserverbrauchs mehr Geld in ihren Haushaltskassen zurückzubehalten. Dieses könnten sie ja dann der Sparkasse anvertrauen, mag die Logik lauten.
Ich fand dann eine Erklärung, die mich stutzig machte: „Durch die Inflation fällt es vielen schwer Geld zu sparen“, ist bei der Kreissparkasse zu lesen. „Folgende Tipps beschreiben Ihnen Möglichkeiten wie Sie Ihre Kosten senken durch das Einsparen von Wasser. Wasser wird immer teurer und vor allem immer knapper. Im Durchschnitt zahlen Haushalten in deutschen Städten 389€ im Jahr. Was bedeutet, dass dies der zweitgrößte Kostenfaktor nach der Grundsteuer bei den Wohnnebenkosten in 2023 ist.“ Danach kommen die allseits bekannten Tipps zum Duschen, Toilettenspülen und so weiter.
Mein Faktencheck
Betrachten wir die folgenden Ergebnisse meines Faktenchecks, dann bleibt zu hoffen, dass sich Kreisparkasse Gelnhausen mit der Geldanlage besser auskennt als mit dem Thema Wasserkosten:
- Die durchschnittlichen Haushaltskosten für Wasser in deutschen Städten betragen laut Statista nicht 389 Euro jährlich, wie von der Sparkasse behauptet, sondern lediglich 262 Euro im Jahr 2022.
- Die Aussage der Sparkasse, Wasser sei der zweitgrößte Kostenfaktor bei den Wohnnebenkosten, wird durch die brandaktuelle Studie von Haus & Grund NRW widerlegt. Demnach beträgt der Anteil der Wasserkosten mal gerade 8 Prozent und rangiert damit an vierter Stelle. Es dürfte nicht sonderlich überraschen, dass Wärme mit 37 Prozent und Strom mit 23 Prozent die jeweils größten Kostenblöcke sind. Die Grundsteuer ist übrigens nicht der höchste, sondern tatsächlich der zweitniedrigste.
- Und ja, liebe Kreissparkasse, Wasser wird immer teurer. Aber das liegt daran, dass vielerorts die Politik lange – und mancherorts leider immer noch – dem irrigen Glauben anhing, dass geringe und stabile Trinkwasserpreise etwas Gutes und Erfolg der Kommunalpolitik seien. War vermutlich nur ein Zufall, dass sich diese auferlegte Disziplin vor den Wahlen verstärkt zeigte. Tatsächlich aber waren dadurch die Kostendeckungen und Investitionsgrundlagen der Wasserversorger gefährdet. Die meisten Wasserversorger haben nun endlich begonnen, die in den vergangenen Jahren sehr deutlich gestiegenen Kosten für Energie, Baustoffe, Materialen, Dienstleistungen, Personal usw. endlich in die Preise einzukalkulieren, damit sie die Investitionskraft erhalten, die sie zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur Wasser dringend benötigen. Die Wasserleitungen sollen ja nicht so enden, wie so manche Autobahnbrücken….
Vielleicht sollten sich die Finanzexperten auch eine weitere Frage stellen: Was passiert eigentlich beim Wasserversorger, wenn die Verbraucher Wasser sparen? Die Antwort wird sie vielleicht überraschen. Die Wasserpreise werden dann steigen (müssen). Denn da bei der Mehrzahl der deutschen Wasserversorger die Umsatzerlöse wegen des Preissystems von den Wasserverkäufen abhängen und nur ein geringer Teil mit den jährlich festen und mengenunabhängigen Grundpreisen erzielt werden, müssen die hohen Fixkosten durch steigende Preisegedeckt werden. Letztendlich droht sogar eine Preisspirale. Dann bleibt den Verbrauchern möglicherweise doch nichts mehr in der Haushaltskasse, was sie angesammelt in ihrem Sparschwein am alljährlichen Weltspartag den Sparkassen anvertrauen können. Die BILD-Zeitung brachte es mal auf den Punkt: „Bescheuert! Weil wir so viel sparen, wird unser Wasser immer teurer“.
Übrigens kostet der Liter Wasser durchschnittlich 0,2 Cent oder anders gesprochen: um einen Euro ins Sparschwein werfen zu können, müssen also 500 Liter Trinkwasser weniger verbraucht werden. Bei einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von 121 Litern täglich je Person, müsste man nur 4 Tage auf das Wasser ganz verzichten, um einen Euro zu sparen.
PS: Um nicht missverstanden zu werden: Dort wo Wasserknappheit herrscht, sollte natürlich sorgsam mit der Ressource umgegangen werden. Aber das ist ein anderes Thema.
Quellen
- Geld sparen durch Verringerung des Wasserverbrauchs, Blog der Kreissparkasse Gelnhausen (Abruf: 29.10.2024)
- Kosten für die Trinkwasserversorgung privater Haushalte in Deutschland in den Jahren 2009 bis 2022, Statista (Abruf: 29.10.2024)
- NRW-WOHNKOSTENBERICHT 2024, HAUS & GRUND RHEINLAND/WESTFALEN
- Zahl der Woche / Nur 0,2 Cent…, BDEW
Beitragsfoto: Gerd Altmann auf Pixabay