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WELTSPARTAG: Was von den Wasser-Spartipps der Sparkassen zu halten ist

Heu­te ist Welt­spar­tag. Nein, es geht nicht um Was­ser! Oder eigent­lich doch. Nach­dem sich nun auch noch der Som­mer ver­ab­schie­det hat, kön­nen wir vom „Was­ser­spa­ren“ zum „Geld­spa­ren“ über­ge­hen. Aber was haben die bei­den Din­ge mit­ein­an­der zu tun? Bei mei­nen Goog­le-Recher­chen zu einem Vor­trag war ich zufäl­lig auf Was­ser-Spar­tipps der Spar­kas­sen-Finanz­grup­pe gesto­ßen. Mei­ne Neu­gier war geweckt. Aus wel­chem Grund geben Spar­kas­sen plötz­lich Tipps zum Was­ser spa­ren? Und was ist davon zu hal­ten?

Was­ser­spar­tipps der Spar­kas­se-Finanz­grup­pe bei Goog­le (Abruf 29.10.2024)

Bei der Kreis­spar­kas­se Geln­hau­sen fand ich auf mei­ne Fra­ge eine Ant­wort. Die Autoren des Blogs des hes­si­schen Finanz­in­sti­tuts wol­len ihren Kun­den offen­bar dabei hel­fen, dank eines ver­rin­ger­ten Was­ser­ver­brauchs mehr Geld in ihren Haus­halts­kas­sen zurück­zu­be­hal­ten. Die­ses könn­ten sie ja dann der Spar­kas­se anver­trau­en, mag die Logik lau­ten.

Ich fand dann eine Erklä­rung, die mich stut­zig mach­te: „Durch die Infla­ti­on fällt es vie­len schwer Geld zu spa­ren“, ist bei der Kreis­spar­kas­se zu lesen. „Fol­gen­de Tipps beschrei­ben Ihnen Mög­lich­kei­ten wie Sie Ihre Kos­ten sen­ken durch das Ein­spa­ren von Was­ser. Was­ser wird immer teu­rer und vor allem immer knap­per. Im Durch­schnitt zah­len Haus­hal­ten in deut­schen Städ­ten 389€ im Jahr. Was bedeu­tet, dass dies der zweit­größ­te Kos­ten­fak­tor nach der Grund­steu­er bei den Wohn­ne­ben­kos­ten in 2023 ist.“ Danach kom­men die all­seits bekann­ten Tipps zum Duschen, Toi­let­ten­spü­len und so wei­ter.

Was­ser­spar­tipps auf des Blogs der Spar­kas­se Geln­hau­sen (Abruf 29.10.2024)

Mein Faktencheck

Betrach­ten wir die fol­gen­den Ergeb­nis­se mei­nes Fak­ten­checks, dann bleibt zu hof­fen, dass sich Kreis­par­kas­se Geln­hau­sen mit der Geld­an­la­ge bes­ser aus­kennt als mit dem The­ma Was­ser­kos­ten:

  1. Die durch­schnitt­li­chen Haus­halts­kos­ten für Was­ser in deut­schen Städ­ten betra­gen laut Sta­tis­ta nicht 389 Euro jähr­lich, wie von der Spar­kas­se behaup­tet, son­dern ledig­lich 262 Euro im Jahr 2022.
  2. Die Aus­sa­ge der Spar­kas­se, Was­ser sei der zweit­größ­te Kos­ten­fak­tor bei den Wohn­ne­ben­kos­ten, wird durch die brand­ak­tu­el­le Stu­die von Haus & Grund NRW wider­legt. Dem­nach beträgt der Anteil der Was­ser­kos­ten mal gera­de 8 Pro­zent und ran­giert damit an vier­ter Stel­le. Es dürf­te nicht son­der­lich über­ra­schen, dass Wär­me mit 37 Pro­zent und Strom mit 23 Pro­zent die jeweils größ­ten Kos­ten­blö­cke sind. Die Grund­steu­er ist übri­gens nicht der höchs­te, son­dern tat­säch­lich der zweit­nied­rigs­te.
  3. Und ja, lie­be Kreis­spar­kas­se, Was­ser wird immer teu­rer. Aber das liegt dar­an, dass vie­ler­orts die Poli­tik lan­ge – und man­cher­orts lei­der immer noch – dem irri­gen Glau­ben anhing, dass gerin­ge und sta­bi­le Trink­was­ser­prei­se etwas Gutes und Erfolg der Kom­mu­nal­po­li­tik sei­en. War ver­mut­lich nur ein Zufall, dass sich die­se auf­er­leg­te Dis­zi­plin vor den Wah­len ver­stärkt zeig­te. Tat­säch­lich aber waren dadurch die Kos­ten­de­ckun­gen und Inves­ti­ti­ons­grund­la­gen der Was­ser­ver­sor­ger gefähr­det. Die meis­ten Was­ser­ver­sor­ger haben nun end­lich begon­nen, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sehr deut­lich gestie­ge­nen Kos­ten für Ener­gie, Bau­stof­fe, Mate­ria­len, Dienst­leis­tun­gen, Per­so­nal usw. end­lich in die Prei­se ein­zu­kal­ku­lie­ren, damit sie die Inves­ti­ti­ons­kraft erhal­ten, die sie zur Auf­recht­erhal­tung der kri­ti­schen Infra­struk­tur Was­ser drin­gend benö­ti­gen. Die Was­ser­lei­tun­gen sol­len ja nicht so enden, wie so man­che Auto­bahn­brü­cken….

Viel­leicht soll­ten sich die Finanz­ex­per­ten auch eine wei­te­re Fra­ge stel­len: Was pas­siert eigent­lich beim Was­ser­ver­sor­ger, wenn die Ver­brau­cher Was­ser spa­ren? Die Ant­wort wird sie viel­leicht über­ra­schen. Die Was­ser­prei­se wer­den dann stei­gen (müs­sen). Denn da bei der Mehr­zahl der deut­schen Was­ser­ver­sor­ger die Umsatz­er­lö­se wegen des Preis­sys­tems von den Was­ser­ver­käu­fen abhän­gen und nur ein gerin­ger Teil mit den jähr­lich fes­ten und men­gen­un­ab­hän­gi­gen Grund­prei­sen erzielt wer­den, müs­sen die hohen Fix­kos­ten durch stei­gen­de Prei­segedeckt wer­den. Letzt­end­lich droht sogar eine Preis­spi­ra­le. Dann bleibt den Ver­brau­chern mög­li­cher­wei­se doch nichts mehr in der Haus­halts­kas­se, was sie ange­sam­melt in ihrem Spar­schwein am all­jähr­li­chen Welt­spar­tag den Spar­kas­sen anver­trau­en kön­nen. Die BILD-Zei­tung brach­te es mal auf den Punkt: „Bescheu­ert! Weil wir so viel spa­ren, wird unser Was­ser immer teu­rer“.

Übri­gens kos­tet der Liter Was­ser durch­schnitt­lich 0,2 Cent oder anders gespro­chen: um einen Euro ins Spar­schwein wer­fen zu kön­nen, müs­sen also 500 Liter Trink­was­ser weni­ger ver­braucht wer­den. Bei einem durch­schnitt­li­chen Was­ser­ver­brauch von 121 Litern täg­lich je Per­son, müss­te man nur 4 Tage auf das Was­ser ganz ver­zich­ten, um einen Euro zu spa­ren.

PS: Um nicht miss­ver­stan­den zu wer­den: Dort wo Was­ser­knapp­heit herrscht, soll­te natür­lich sorg­sam mit der Res­sour­ce umge­gan­gen wer­den. Aber das ist ein ande­res The­ma.

Quellen

Bei­trags­fo­to: Gerd Alt­mann auf Pix­a­bay