Wasserpreismonitor: 6,6 %-Anstieg bei der Mannheimer MVV zum 1.1.2025

Ange­sichts des bevor­ste­hen­den Jah­res­wech­sels häu­fen sich auch die Ankün­di­gun­gen der Ver­sor­ger zu Was­ser­preis­an­pas­sun­gen. Wir berich­ten in unse­rem Was­ser­preis­mo­ni­tor unre­gel­mä­ßig dar­über.

Die MVV Mann­heim hat für 2025 eine Was­ser­preis­stei­ge­rung ange­kün­digt. Begrün­det wird die­se mit den für die lang­fris­ti­gen Sicher­stel­lung der Ver­sor­gung mit sau­be­rem Trink­was­ser erfor­der­li­chen Maß­nah­men im Bereich ihres Was­ser­net­zes und der Was­ser­wer­ke. Der pro­gnos­ti­zier­te Anstieg der Abga­be­men­gen sowie Erneue­rung und Neu­bau der Infra­struk­tur erfor­dern laut MVV in den nächs­ten Jah­ren zusätz­li­che Anstren­gun­gen. Die mit einem Zeit­ho­ri­zont bis 2045 geplan­ten Maß­nah­men umfas­sen neben dem grund­sätz­li­chen Sub­stanz­er­halt unter ande­rem den Neu­bau von Brun­nen und Auf­be­rei­tungs­an­la­gen in zwei Was­ser­wer­ken. Zudem müs­sen zen­tra­le Trans­port­lei­tun­gen zur Ver­grö­ße­rung der Kapa­zi­tä­ten erneu­ert und eine neue Trans­port­lei­tung gebaut wer­den.

Wasserpreis steigt um etwa 6,6 Prozent

MVV hat­te zuletzt zum 1.4.2024 die Was­ser­prei­se anpas­sen müs­sen. Ange­sichts der neu­er­li­chen Kos­ten­stei­ge­run­gen wer­den der Ver­brauchs­preis für die MVV-Was­ser­mar­ke „LIQUA Trink­was­ser“ des­halb zum 1. Janu­ar 2025 um zehn Cent pro Kubik­me­ter von 2,40 Euro auf 2,50 Euro pro Kubik­me­ter (brut­to) erhöht. Der Ser­vice­preis, bei ande­ren Ver­sor­gern auch Grund­preis genannt, steigt über alle Zäh­ler­grö­ßen. Für den weit ver­brei­te­ten Zäh­ler bis fünf Kubik­me­ter pro Stun­de erhöht sich der Ser­vice­preis von aktu­ell jähr­lich 139,10 Euro um 37,45 Euro auf 176,55 Euro/Jahr (brut­to). Beim durch­schnitt­li­chen Ver­brauch eines Drei-Per­so­nen-Haus­halts in einem Mehr­fa­mi­li­en­haus liegt die Preis­er­hö­hung laut MVV bei 1,78 Euro/Monat brut­to bzw. bei etwa 6,6 Pro­zent.

Pres­se­mit­tei­lung MVV vom 8.11.2024

Die aktu­ell noch bis zum 31.12.2024 gül­ti­gen Prei­se: LIQUA Trink­was­ser für Pri­vat- und Gewer­be­kun­den Prei­se ab 01.04.2024

WELTSPARTAG: Was von den Wasser-Spartipps der Sparkassen zu halten ist

Heu­te ist Welt­spar­tag. Nein, es geht nicht um Was­ser! Oder eigent­lich doch. Nach­dem sich nun auch noch der Som­mer ver­ab­schie­det hat, kön­nen wir vom „Was­ser­spa­ren“ zum „Geld­spa­ren“ über­ge­hen. Aber was haben die bei­den Din­ge mit­ein­an­der zu tun? Bei mei­nen Goog­le-Recher­chen zu einem Vor­trag war ich zufäl­lig auf Was­ser-Spar­tipps der Spar­kas­sen-Finanz­grup­pe gesto­ßen. Mei­ne Neu­gier war geweckt. Aus wel­chem Grund geben Spar­kas­sen plötz­lich Tipps zum Was­ser spa­ren? Und was ist davon zu hal­ten?

Was­ser­spar­tipps der Spar­kas­se-Finanz­grup­pe bei Goog­le (Abruf 29.10.2024)

Bei der Kreis­spar­kas­se Geln­hau­sen fand ich auf mei­ne Fra­ge eine Ant­wort. Die Autoren des Blogs des hes­si­schen Finanz­in­sti­tuts wol­len ihren Kun­den offen­bar dabei hel­fen, dank eines ver­rin­ger­ten Was­ser­ver­brauchs mehr Geld in ihren Haus­halts­kas­sen zurück­zu­be­hal­ten. Die­ses könn­ten sie ja dann der Spar­kas­se anver­trau­en, mag die Logik lau­ten.

Ich fand dann eine Erklä­rung, die mich stut­zig mach­te: „Durch die Infla­ti­on fällt es vie­len schwer Geld zu spa­ren“, ist bei der Kreis­spar­kas­se zu lesen. „Fol­gen­de Tipps beschrei­ben Ihnen Mög­lich­kei­ten wie Sie Ihre Kos­ten sen­ken durch das Ein­spa­ren von Was­ser. Was­ser wird immer teu­rer und vor allem immer knap­per. Im Durch­schnitt zah­len Haus­hal­ten in deut­schen Städ­ten 389€ im Jahr. Was bedeu­tet, dass dies der zweit­größ­te Kos­ten­fak­tor nach der Grund­steu­er bei den Wohn­ne­ben­kos­ten in 2023 ist.“ Danach kom­men die all­seits bekann­ten Tipps zum Duschen, Toi­let­ten­spü­len und so wei­ter.

Was­ser­spar­tipps auf des Blogs der Spar­kas­se Geln­hau­sen (Abruf 29.10.2024)

Mein Faktencheck

Betrach­ten wir die fol­gen­den Ergeb­nis­se mei­nes Fak­ten­checks, dann bleibt zu hof­fen, dass sich Kreis­par­kas­se Geln­hau­sen mit der Geld­an­la­ge bes­ser aus­kennt als mit dem The­ma Was­ser­kos­ten:

  1. Die durch­schnitt­li­chen Haus­halts­kos­ten für Was­ser in deut­schen Städ­ten betra­gen laut Sta­tis­ta nicht 389 Euro jähr­lich, wie von der Spar­kas­se behaup­tet, son­dern ledig­lich 262 Euro im Jahr 2022.
  2. Die Aus­sa­ge der Spar­kas­se, Was­ser sei der zweit­größ­te Kos­ten­fak­tor bei den Wohn­ne­ben­kos­ten, wird durch die brand­ak­tu­el­le Stu­die von Haus & Grund NRW wider­legt. Dem­nach beträgt der Anteil der Was­ser­kos­ten mal gera­de 8 Pro­zent und ran­giert damit an vier­ter Stel­le. Es dürf­te nicht son­der­lich über­ra­schen, dass Wär­me mit 37 Pro­zent und Strom mit 23 Pro­zent die jeweils größ­ten Kos­ten­blö­cke sind. Die Grund­steu­er ist übri­gens nicht der höchs­te, son­dern tat­säch­lich der zweit­nied­rigs­te.
  3. Und ja, lie­be Kreis­spar­kas­se, Was­ser wird immer teu­rer. Aber das liegt dar­an, dass vie­ler­orts die Poli­tik lan­ge – und man­cher­orts lei­der immer noch – dem irri­gen Glau­ben anhing, dass gerin­ge und sta­bi­le Trink­was­ser­prei­se etwas Gutes und Erfolg der Kom­mu­nal­po­li­tik sei­en. War ver­mut­lich nur ein Zufall, dass sich die­se auf­er­leg­te Dis­zi­plin vor den Wah­len ver­stärkt zeig­te. Tat­säch­lich aber waren dadurch die Kos­ten­de­ckun­gen und Inves­ti­ti­ons­grund­la­gen der Was­ser­ver­sor­ger gefähr­det. Die meis­ten Was­ser­ver­sor­ger haben nun end­lich begon­nen, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sehr deut­lich gestie­ge­nen Kos­ten für Ener­gie, Bau­stof­fe, Mate­ria­len, Dienst­leis­tun­gen, Per­so­nal usw. end­lich in die Prei­se ein­zu­kal­ku­lie­ren, damit sie die Inves­ti­ti­ons­kraft erhal­ten, die sie zur Auf­recht­erhal­tung der kri­ti­schen Infra­struk­tur Was­ser drin­gend benö­ti­gen. Die Was­ser­lei­tun­gen sol­len ja nicht so enden, wie so man­che Auto­bahn­brü­cken….

Viel­leicht soll­ten sich die Finanz­ex­per­ten auch eine wei­te­re Fra­ge stel­len: Was pas­siert eigent­lich beim Was­ser­ver­sor­ger, wenn die Ver­brau­cher Was­ser spa­ren? Die Ant­wort wird sie viel­leicht über­ra­schen. Die Was­ser­prei­se wer­den dann stei­gen (müs­sen). Denn da bei der Mehr­zahl der deut­schen Was­ser­ver­sor­ger die Umsatz­er­lö­se wegen des Preis­sys­tems von den Was­ser­ver­käu­fen abhän­gen und nur ein gerin­ger Teil mit den jähr­lich fes­ten und men­gen­un­ab­hän­gi­gen Grund­prei­sen erzielt wer­den, müs­sen die hohen Fix­kos­ten durch stei­gen­de Prei­segedeckt wer­den. Letzt­end­lich droht sogar eine Preis­spi­ra­le. Dann bleibt den Ver­brau­chern mög­li­cher­wei­se doch nichts mehr in der Haus­halts­kas­se, was sie ange­sam­melt in ihrem Spar­schwein am all­jähr­li­chen Welt­spar­tag den Spar­kas­sen anver­trau­en kön­nen. Die BILD-Zei­tung brach­te es mal auf den Punkt: „Bescheu­ert! Weil wir so viel spa­ren, wird unser Was­ser immer teu­rer“.

Übri­gens kos­tet der Liter Was­ser durch­schnitt­lich 0,2 Cent oder anders gespro­chen: um einen Euro ins Spar­schwein wer­fen zu kön­nen, müs­sen also 500 Liter Trink­was­ser weni­ger ver­braucht wer­den. Bei einem durch­schnitt­li­chen Was­ser­ver­brauch von 121 Litern täg­lich je Per­son, müss­te man nur 4 Tage auf das Was­ser ganz ver­zich­ten, um einen Euro zu spa­ren.

PS: Um nicht miss­ver­stan­den zu wer­den: Dort wo Was­ser­knapp­heit herrscht, soll­te natür­lich sorg­sam mit der Res­sour­ce umge­gan­gen wer­den. Aber das ist ein ande­res The­ma.

Quellen

Bei­trags­fo­to: Gerd Alt­mann auf Pix­a­bay

“Dynamische Wasserpreise“ auf dem Prüfstand – Online-Fachveranstaltung am 18.9.2024

In wel­chem recht­li­chen, öko­no­mi­schen und kom­mu­ni­ka­ti­ven Span­nungs­feld bewegt sich die Steue­rung der Was­ser­nach­fra­ge durch dyna­mi­sche Prei­se? Die­se Fra­gen beleuch­tet eine emp­feh­lens­wer­te Online-Ver­an­stal­tung am 18. Sep­tem­ber 2024.

Las­sen sich die Was­ser­pro­ble­me mit „dyna­mi­schen Was­ser­prei­sen“ lösen? Ver­folgt man die Äuße­run­gen und Ankün­di­gun­gen man­cher Exper­ten und Poli­ti­ker schei­nen die­se neu­en Prei­se die Lösung für zeit­be­zo­ge­ne Spar­an­rei­ze zu sein. Zuletzt hat der nie­der­säch­si­sche Umwelt­mi­nis­ter Chris­ti­an Mey­er „dyna­mi­sche Was­ser­prei­se“ ins Spiel gebracht, um die Nach­fra­ge­spit­zen in den Som­mer­mo­na­ten mit höhe­ren Prei­sen mög­lichst zu dämp­fen. Bevor Was­ser­ver­sor­ger mit den Umstel­lungs­ar­bei­ten begin­nen oder Poli­ti­ker gar (öffent­lich­keits­wirk­sam) ihre Ein­füh­rung for­dern, soll­ten sie am 18. Sep­tem­ber 2024 das Online-Fach­se­mi­nar zum The­ma „Dyna­mi­sche Was­ser­prei­se“ besu­chen. Ver­an­stal­ter sind das Insti­tut für Ener­gie- und Wett­be­werbs­recht in der kom­mu­na­len Wirt­schaft e.V. – EWeRK – in Koope­ra­ti­on mit Aulin­ger Rechts­an­wäl­te und Nota­re. Nach­ge­gan­gen wird dabei der Fra­ge, in wel­chem recht­li­chen, öko­no­mi­schen und kom­mu­ni­ka­ti­ven Span­nungs­feld sich die Steue­rung der Was­ser­nach­fra­ge durch dyna­mi­sche Prei­se bewegt.

Das sind die Refe­ren­ten und ihre The­men:

  • Dr. Hen­ning Gro­te­lüschen (RWW Rhei­nisch-West­fä­li­sche Was­ser­werks­ge­sell­schaft, Mülheim/Ruhr) stellt in sei­nem Refe­rat das Last­ma­nage­ment in der Was­ser­wirt­schaft in den Vor­der­grund und beleuch­tet die damit ein­her­ge­hen­den betrieb­li­chen Her­aus­for­de­run­gen und eta­blier­ten Lösungs­an­sät­ze.
  • Anschlie­ßend wird Chris­toph Czichy (MOcons GmbH & Co. KG, Mül­heim an der Ruhr) zu bestehen­den Poten­zia­len und Gren­zen dyna­mi­scher Was­ser­prei­se aus öko­no­mi­scher Sicht refe­rie­ren.
  • Sieg­fried Gen­d­ries (Lebens­raum­Was­ser Con­sul­ting, Wel­ver) wird in sei­nem Refe­rat anschlie­ßend der Fra­ge nach­ge­hen, wel­che Rol­le die Wahr­neh­mungs­bar­rie­ren bei der Effek­ti­vi­tät der dyna­mi­schen Prei­se spie­len und zeigt auf, wie sie mit kom­mu­ni­ka­tiv-tech­ni­schen Lösun­gen bewäl­tigt wer­den kön­nen.
  • Abschlie­ßend wird Prof. Dr. Johan­nes Heyers, LL.M. (Aulin­ger Rechts­an­wäl­te Nota­re, Essen) die recht­li­chen Ein­zel­aspek­te dyna­mi­scher Was­ser­prei­se detail­liert erläu­tern.

Im direk­ten Anschluss an die ein­zel­nen Vor­trä­ge wird die Mög­lich­keit zur Beant­wor­tung von Fra­gen und zur Dis­kus­si­on der The­men mit den Refe­ren­ten des Fach­se­mi­nars gebo­ten. Die Prä­sen­ta­ti­ons­un­ter­la­gen im Nach­gang in elek­tro­ni­scher Form zur Ver­fü­gung gestellt. Als Video-Kon­fe­renz­tool wird die Busi­ness-Ver­si­on von Zoom genutzt. Nähe­re Infor­ma­tio­nen und Anmel­de­mög­lich­kei­ten ent­neh­men Sie bit­te den ange­häng­ten Doku­men­ten.

Hier geht es zum Pro­gramm und zur Anmel­dung:

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