Angesichts des bevorstehenden Jahreswechsels häufen sich auch die Ankündigungen der Versorger zu Wasserpreisanpassungen. Wir berichten in unserem Wasserpreismonitor unregelmäßig darüber.
Die MVV Mannheim hat für 2025 eine Wasserpreissteigerung angekündigt. Begründet wird diese mit den für die langfristigen Sicherstellung der Versorgung mit sauberem Trinkwasser erforderlichen Maßnahmen im Bereich ihres Wassernetzes und der Wasserwerke. Der prognostizierte Anstieg der Abgabemengen sowie Erneuerung und Neubau der Infrastruktur erfordern laut MVV in den nächsten Jahren zusätzliche Anstrengungen. Die mit einem Zeithorizont bis 2045 geplanten Maßnahmen umfassen neben dem grundsätzlichen Substanzerhalt unter anderem den Neubau von Brunnen und Aufbereitungsanlagen in zwei Wasserwerken. Zudem müssen zentrale Transportleitungen zur Vergrößerung der Kapazitäten erneuert und eine neue Transportleitung gebaut werden.
Wasserpreis steigt um etwa 6,6 Prozent
MVV hatte zuletzt zum 1.4.2024 die Wasserpreise anpassen müssen. Angesichts der neuerlichen Kostensteigerungen werden der Verbrauchspreis für die MVV-Wassermarke „LIQUA Trinkwasser“ deshalb zum 1. Januar 2025 um zehn Cent pro Kubikmeter von 2,40 Euro auf 2,50 Euro pro Kubikmeter (brutto) erhöht. Der Servicepreis, bei anderen Versorgern auch Grundpreis genannt, steigt über alle Zählergrößen. Für den weit verbreiteten Zähler bis fünf Kubikmeter pro Stunde erhöht sich der Servicepreis von aktuell jährlich 139,10 Euro um 37,45 Euro auf 176,55 Euro/Jahr (brutto). Beim durchschnittlichen Verbrauch eines Drei-Personen-Haushalts in einem Mehrfamilienhaus liegt die Preiserhöhung laut MVV bei 1,78 Euro/Monat brutto bzw. bei etwa 6,6 Prozent.
https://wasserpreisportal.de/wp-content/uploads/2023/03/canstockphoto11351555_geld.webp381678Siegfried Gendrieshttp://dev.wasserpreisportal.de/wp-content/uploads/2023/07/RWW-MOcons_Blog-Logo_RGB_623_2.pngSiegfried Gendries2024-11-11 09:33:222024-11-11 09:33:22Wasserpreismonitor: 6,6 %-Anstieg bei der Mannheimer MVV zum 1.1.2025
Heute ist Weltspartag. Nein, es geht nicht um Wasser! Oder eigentlich doch. Nachdem sich nun auch noch der Sommer verabschiedet hat, können wir vom „Wassersparen“ zum „Geldsparen“ übergehen. Aber was haben die beiden Dinge miteinander zu tun? Bei meinen Google-Recherchen zu einem Vortrag war ich zufällig auf Wasser-Spartipps der Sparkassen-Finanzgruppe gestoßen. Meine Neugier war geweckt. Aus welchem Grund geben Sparkassen plötzlich Tipps zum Wasser sparen? Und was ist davon zu halten?
Bei der Kreissparkasse Gelnhausen fand ich auf meine Frage eine Antwort. Die Autoren des Blogs des hessischen Finanzinstituts wollen ihren Kunden offenbar dabei helfen, dank eines verringerten Wasserverbrauchs mehr Geld in ihren Haushaltskassen zurückzubehalten. Dieses könnten sie ja dann der Sparkasse anvertrauen, mag die Logik lauten.
Ich fand dann eine Erklärung, die mich stutzig machte: „Durch die Inflation fällt es vielen schwer Geld zu sparen“, ist bei der Kreissparkasse zu lesen. „Folgende Tipps beschreiben Ihnen Möglichkeiten wie Sie Ihre Kosten senken durch das Einsparen von Wasser. Wasser wird immer teurer und vor allem immer knapper. Im Durchschnitt zahlen Haushalten in deutschen Städten 389€ im Jahr. Was bedeutet, dass dies der zweitgrößte Kostenfaktor nach der Grundsteuer bei den Wohnnebenkosten in 2023 ist.“ Danach kommen die allseits bekannten Tipps zum Duschen, Toilettenspülen und so weiter.
Mein Faktencheck
Betrachten wir die folgenden Ergebnisse meines Faktenchecks, dann bleibt zu hoffen, dass sich Kreisparkasse Gelnhausen mit der Geldanlage besser auskennt als mit dem Thema Wasserkosten:
Die durchschnittlichen Haushaltskosten für Wasser in deutschen Städten betragen laut Statista nicht 389 Euro jährlich, wie von der Sparkasse behauptet, sondern lediglich 262 Euro im Jahr 2022.
Die Aussage der Sparkasse, Wasser sei der zweitgrößte Kostenfaktor bei den Wohnnebenkosten, wird durch die brandaktuelle Studie von Haus & Grund NRW widerlegt. Demnach beträgt der Anteil der Wasserkosten mal gerade 8 Prozent und rangiert damit an vierter Stelle. Es dürfte nicht sonderlich überraschen, dass Wärme mit 37 Prozent und Strom mit 23 Prozent die jeweils größten Kostenblöcke sind. Die Grundsteuer ist übrigens nicht der höchste, sondern tatsächlich der zweitniedrigste.
Und ja, liebe Kreissparkasse, Wasser wird immer teurer. Aber das liegt daran, dass vielerorts die Politik lange – und mancherorts leider immer noch – dem irrigen Glauben anhing, dass geringe und stabile Trinkwasserpreise etwas Gutes und Erfolg der Kommunalpolitik seien. War vermutlich nur ein Zufall, dass sich diese auferlegte Disziplin vor den Wahlen verstärkt zeigte. Tatsächlich aber waren dadurch die Kostendeckungen und Investitionsgrundlagen der Wasserversorger gefährdet. Die meisten Wasserversorger haben nun endlich begonnen, die in den vergangenen Jahren sehr deutlich gestiegenen Kosten für Energie, Baustoffe, Materialen, Dienstleistungen, Personal usw. endlich in die Preise einzukalkulieren, damit sie die Investitionskraft erhalten, die sie zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur Wasser dringend benötigen. Die Wasserleitungen sollen ja nicht so enden, wie so manche Autobahnbrücken….
Vielleicht sollten sich die Finanzexperten auch eine weitere Frage stellen: Was passiert eigentlich beim Wasserversorger, wenn die Verbraucher Wasser sparen? Die Antwort wird sie vielleicht überraschen. Die Wasserpreise werden dann steigen (müssen). Denn da bei der Mehrzahl der deutschen Wasserversorger die Umsatzerlöse wegen des Preissystems von den Wasserverkäufen abhängen und nur ein geringer Teil mit den jährlich festen und mengenunabhängigen Grundpreisen erzielt werden, müssen die hohen Fixkosten durch steigende Preisegedeckt werden. Letztendlich droht sogar eine Preisspirale. Dann bleibt den Verbrauchern möglicherweise doch nichts mehr in der Haushaltskasse, was sie angesammelt in ihrem Sparschwein am alljährlichen Weltspartag den Sparkassen anvertrauen können. Die BILD-Zeitung brachte es mal auf den Punkt: „Bescheuert! Weil wir so viel sparen, wird unser Wasser immer teurer“.
Übrigens kostet der Liter Wasser durchschnittlich 0,2 Cent oder anders gesprochen: um einen Euro ins Sparschwein werfen zu können, müssen also 500 Liter Trinkwasser weniger verbraucht werden. Bei einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von 121 Litern täglich je Person, müsste man nur 4 Tage auf das Wasser ganz verzichten, um einen Euro zu sparen.
PS: Um nicht missverstanden zu werden: Dort wo Wasserknappheit herrscht, sollte natürlich sorgsam mit der Ressource umgegangen werden. Aber das ist ein anderes Thema.
https://wasserpreisportal.de/wp-content/uploads/2024/10/Bildschirmfoto-2024-10-30-um-14.39.51.jpg379669Siegfried Gendrieshttp://dev.wasserpreisportal.de/wp-content/uploads/2023/07/RWW-MOcons_Blog-Logo_RGB_623_2.pngSiegfried Gendries2024-10-30 15:43:342024-10-30 15:43:34WELTSPARTAG: Was von den Wasser-Spartipps der Sparkassen zu halten ist
In welchem rechtlichen, ökonomischen und kommunikativen Spannungsfeld bewegt sich die Steuerung der Wassernachfrage durch dynamische Preise? Diese Fragen beleuchtet eine empfehlenswerte Online-Veranstaltung am 18. September 2024.
Lassen sich die Wasserprobleme mit „dynamischen Wasserpreisen“ lösen? Verfolgt man die Äußerungen und Ankündigungen mancher Experten und Politiker scheinen diese neuen Preise die Lösung für zeitbezogene Sparanreize zu sein. Zuletzt hat der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer „dynamische Wasserpreise“ ins Spiel gebracht, um die Nachfragespitzen in den Sommermonaten mit höheren Preisen möglichst zu dämpfen. Bevor Wasserversorger mit den Umstellungsarbeiten beginnen oder Politiker gar (öffentlichkeitswirksam) ihre Einführung fordern, sollten sie am 18. September 2024 das Online-Fachseminar zum Thema „Dynamische Wasserpreise“ besuchen. Veranstalter sind das Institut für Energie- und Wettbewerbsrecht in der kommunalen Wirtschaft e.V. – EWeRK – in Kooperation mit Aulinger Rechtsanwälte und Notare. Nachgegangen wird dabei der Frage, in welchem rechtlichen, ökonomischen und kommunikativen Spannungsfeld sich die Steuerung der Wassernachfrage durch dynamische Preise bewegt.
Das sind die Referenten und ihre Themen:
Dr. Henning Grotelüschen (RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft, Mülheim/Ruhr) stellt in seinem Referat das Lastmanagement in der Wasserwirtschaft in den Vordergrund und beleuchtet die damit einhergehenden betrieblichen Herausforderungen und etablierten Lösungsansätze.
Anschließend wird Christoph Czichy (MOcons GmbH & Co. KG, Mülheim an der Ruhr) zu bestehenden Potenzialen und Grenzen dynamischer Wasserpreise ausökonomischer Sicht referieren.
Siegfried Gendries (LebensraumWasser Consulting, Welver) wird in seinem Referat anschließend der Frage nachgehen, welche Rolle die Wahrnehmungsbarrieren bei der Effektivität der dynamischen Preise spielen und zeigt auf, wie sie mit kommunikativ-technischen Lösungen bewältigt werden können.
Abschließend wird Prof. Dr. Johannes Heyers, LL.M. (Aulinger Rechtsanwälte Notare, Essen) die rechtlichen Einzelaspekte dynamischer Wasserpreise detailliert erläutern.
Im direkten Anschluss an die einzelnen Vorträge wird die Möglichkeit zur Beantwortung von Fragen und zur Diskussion der Themen mit den Referenten des Fachseminars geboten. Die Präsentationsunterlagen im Nachgang in elektronischer Form zur Verfügung gestellt. Als Video-Konferenztool wird die Business-Version von Zoom genutzt. Nähere Informationen und Anmeldemöglichkeiten entnehmen Sie bitte den angehängten Dokumenten.
http://dev.wasserpreisportal.de/wp-content/uploads/2023/07/RWW-MOcons_Blog-Logo_RGB_623_2.png00Siegfried Gendrieshttp://dev.wasserpreisportal.de/wp-content/uploads/2023/07/RWW-MOcons_Blog-Logo_RGB_623_2.pngSiegfried Gendries2024-08-29 10:21:352024-08-29 10:21:35“Dynamische Wasserpreise“ auf dem Prüfstand – Online-Fachveranstaltung am 18.9.2024